Atefeh Platz der Revolution
Ich lief schnell die U-Bahn-Treppen hinunter, es war 7 Uhr morgens. Ich musste zur Uni eilen, die U-Bahn ist morgens immer so voll, aber alle sind totenstill, als würden sie noch schlafen.
Die Bahn kam und die verschlafene Menge stieg in den Waggon ein. Ein kleiner Junge saß auf dem Boden des Zuges, mit seiner Gitarre in der Hand. Plötzlich fing er zu singen an:
Für das Tanzen auf der Strasse,
Für die Angst sich zu Küssen
Für meine Schwester, Für deine Schwester, Für all unsere Schwestern….
Ich bekam einen riesigen Kloß im Hals und suchte hektisch in meiner Tasche nach Taschentüchern.
Dem jungen Mädchen mir gegenüber liefen die Tränen rechts und links runter. Sie schob Ihre Maske beiseite und schrie in die Menge: “In Gedenken an Mohsen Shekari und all diejenigen, die bei unserer Revolutionsbewegung getötet wurden!”
Ihr Aufschrei durchbrach die Stille des Morgens. Es kam mir vor als wären wir alle auf dem Weg zu einer Beerdigung.
Ich schluckte den Kloß im Hals mit aller Kraft runter, streckte meine Hand aus und gab dem jungen Mädchen das Taschentuch, das ich gefunden hatte. Ich schob meine Maske zur Seite und versuchte sie anzulächeln. Sie versuchte mein Lächeln zu erwidern.
Die U-Bahn rollte weiter, mit unserer Stille und den Tränen. Kurz darauf die Ankunft in der nächsten Station. Die Türen öffneten sich und man hörte die Lautsprecheransage: Verehrte Fahrgäste, dies ist “Der Platz der Revolution”, bitte steigen Sie aus.